Hühner halten in der Stadt?
Viele Stadtmenschen kennen sie: die Sehnsucht nach der dörflichen Idylle. Weg von der Hektik, dem Lärm und grauer Eintönigkeit. Was liegt da näher, als Hühner halten in der Stadt?
Tatsächlich liegen Hühner derzeit voll im Trend. Doch so einfach ist es mit den Hühnern in der Stadt doch nicht. Auf den zukünftigen Stadtbauern warten zahlreiche Herausforderungen. Ein frühzeitig zu beachtender Punkt ist der „liebe“ Nachbar.
Die größte Herausforderung: der Lärm
Wer in einer idyllischen Stadtrandsiedlung wohnt, hat Glück. Er genießt weitab des Großstadttrubels das Leben im Grünen im Idealfall sogar in einer verkehrsberuhigten Zone. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist nicht der Einzige, der sich an der bevorzugten Wohnlage erfreut.
Eine Siedlung besteht aus vielen Ein- und Mehrfamilienhäusern mit den dazugehörigen Gärten. Dass es da auch mal laut zugeht, ist klar. Doch das Kindergeschrei beschränkt sich zumeist nur auf den Tag. Von 22 bis sechs Uhr morgens herrscht normalerweise himmlische Ruhe.
Leben Hühner in der Nachbarschaft, dann ist das etwas anders. Diese richten ihren Tagesrhythmus nach der Sonne. Im Sommer zeigt sich diese schon sehr zeitig am Horizont. Bei den ersten Anzeichen der Helligkeit beginnt der Hahn zu krähen.
Viele Gockel besitzen so perfekte Stimmbänder, dass es sogar durch die Stallwand schallt. Darüber hinaus gibt es noch die sogenannten Nachtkräher, die auch gerne mal um zwei oder drei Uhr nachts lautstark loslegen.
Der Hahnenschrei gehört deshalb zu den Hauptgründen für Schwierigkeiten in der Nachbarschaft.
Dass auch Hennen Stimmbänder besitzen, merkt man eher am Tag. Wenn mehrere Hühner gleichzeitig ihren Plausch halten, dann entsteht ein lautes Gegacker.
Fazit: Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land ist es laut!
Geruch der Hühner und deren Ausscheidungen
Wie alle Tiere produzieren auch Hühner Kot, und dieser kann teilweise streng riechen. Wer die Hühner auf einer großen Fläche laufen lässt, hat damit weitaus weniger Probleme.
Im Dorf landet der Mist auf dem Misthaufen. In der Stadt ist es möglich, den Mist im Garten zu kompostieren. Das ergibt später einen prima Dünger.
Befindet sich der Kompost allerdings zu nahe an der Nachbarsgrenze, dann kann das zu einer unangenehmen Geruchsbelästigung für den Nachbarn kommen. Hier hilft es, frühzeitig mit dem Nachbarn zu sprechen: Ist der Nachbar ein Hobbygärtner freut er sich vielleicht wenn er etwas Hühnermist für seinen Kompost bekommt.
Freiheitsdrang
Viele Hühner besitzen einen ausgeprägten Freiheitsdrang. Im Dorf sieht man deshalb immer wieder mal ein paar Tiere, die auf der Straße rumstolzieren oder auf den Wiesen und Feldern herumlaufen.
Das ist an und für sich kein Problem, denn ein Huhn kehrt bei Dämmerung immer wieder von selbst in seinen Stall zurück. Das würde das Huhn vermutlich auch in der Stadt tun, doch erst, nachdem es sich tagsüber in Nachbars Garten vergnügt hätte.
Hühner scharren gerne Löcher, lieben Erdbeeren, frischen Salat und vieles, was der Hobbygärtner auch mit Vorliebe verzehrt.
Das sagt das Gesetz
Auch der Gesetzgeber sieht die Hühnerhaltung in der Stadt eher skeptisch. Während eine Tierhaltung solcher Art im dörflichen Umfeld zumeist kein Problem darstellt, sieht das in Wohngebieten ganz anders aus.
Zwar ist es erlaubt, Kleintiere, und dazu zählen auch Hühner, genehmigungsfrei zu halten, dennoch gibt es einige Einschränkungen. Dazu gehört zum Beispiel das Ausmaß, das den privaten Rahmen nicht überschreiten darf. Wie viele Hühner als angemessen gelten, ist Auslegungssache des zuständigen Gerichts.
Ausschlaggebend sind auch baurechtliche Vorschriften sowie das Nachbarrechtsgesetz. Es gilt zum Beispiel das Gebot der Rücksichtsnahme.
Es gibt bereits unzählige Urteile und Vorgaben, die sich vom Hühnerhalter jedoch mit etwas Mühe umsetzen lassen. Diese betreffen zum Beispiel Krähpausen – in denen der Hahn im Stall bleiben muss – und die Zeiten, in denen der Hahn krähen darf oder nicht.
Allgemein entscheidet das Gericht in ländlichen Gegenden anders als in der Stadt. Auf dem Dorf müssen die Nachbarn oft mit dem Hühnerlärm leben, während die Toleranzschwelle in der Wohnsiedlung niedriger angesetzt ist. In einer reinen Wohnsiedlung lassen sich aus baurechtlichen Gründen Stallanlagen außerdem schwerer durchsetzen. Es gelten strenge Mindestabstände sowie Höchstmaße.
Die Haltungsanforderungen
Hühner in der Wohnung zu halten, ist Humbug. Auch wenn es die Tiere dort besser hätten als in der Legebatterie, so beeinträchtigt das doch die Lebensqualität der menschlichen Bewohner. Mindestvoraussetzung ist also ein ausreichend großer Stall und ein umzäunter Auslauf.
Aus tierseuchenrechtlichen Gründen ist eine Meldepflicht beim Veterinäramt vorgeschrieben. Verpflichtend ist auch die Impfung gegen die Newcastle-Krankheit.
Alternativen für Hühnerliebhaber in der Stadt
Trotz aller Hürden muss auch der Stadtmensch nicht auf sein Huhn verzichten. Zum Glück gibt es inzwischen genug Möglichkeiten, dass selbst Mieter ohne Garten in den Genuss eigener Eier kommen.
Hühnerpatenschaften
Vor allem unter den stadtnah gelegenen Bio-Bauernhöfen gibt es einige, die die Möglichkeit bieten, eine Hühnerpatenschaft zu erwerben beziehungsweise eine oder mehrere Hennen zu mieten. Der Interessent adoptiert, kauft oder mietet eine Henne für einen bestimmten Monatsbetrag und erhält dafür die von dem Tier produzierten Eier.
Haltergemeinschaften
Gemeinschaftsgärten zur gemeinsamen Bewirtschaftung setzen sich im städtischen Umfeld immer mehr durch. Diese dienen nicht nur dem Anbau von Gemüse, sondern zunehmend auch der Tierhaltung. Mehrere Menschen halten eine Schar Hühner und teilen sich Kosten, Arbeit und Eier.
Mietparzelle im Kleintierzuchtverein
Viele Geflügel- und Kleintierzuchtvereine stellen ihren Mitgliedern Parzellen beziehungsweise Volieren gegen Entgelt zur Verfügung. Somit haben auch Tierliebhaber ohne eigene Haltungsmöglichkeiten die Chance, Hühner zu züchten oder der Eier wegen zu halten.
Eine Nummer kleiner: die Wachtel
Auch die Wachtel liefert leckere Eier. Die sind zwar nicht allzu groß, dafür aber vom eigenen Huhn, denn Wachteln gehören wie das Haushuhn zu den Hühnervögeln.
Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings eine ausreichend große Voliere, die im Idealfall auf dem Balkon, auf der Terrasse oder im Garten Platz findet.