Wie alt werden Hühner?
Die Frage nach der Lebenserwartung des Haushuhns lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt langlebige Rassen und solche, die schon nach wenigen Monaten ihr Limit erreichen. Das Sterbealter schwankt zwischen wenigen Monaten und über 10 Jahren.
Allgemein leben die meisten Rassehühner mit etwa 5 bis 7 Jahren länger als Hybriden. Darüber hinaus beeinflussen verschiedene Faktoren die Lebenserwartung.
Folgende Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung:
- Rasse und Genetik
- Fütterung
- Hygiene
- psychische und physische Belastungen
- Nutzung als Fleischlieferant
- Gefährdung durch Beutegreifer
- Haltungsbedingungen
- Krankheiten
Unterschiede bei den Rassen
Bei der Lebenserwartung gibt es genetisch bedingte Unterschiede. Die meisten Rassehühner werden zwischen 5 und 7, seltener über 10 Jahre alt.
Hier einige Beispiele für die ungefähre Lebenserwartung bei optimalen Haltungsbedingungen und einem ungestörten Lebensverlauf:
Lebenserwartung einiger Hühnerrassen:
- Serama: 8 Jahre
- Orpington: 6 Jahre
- Brahma: 6 Jahre
- Sulmtaler: 14 Jahre
- Legehybrid: 3 bis 5 Jahre
- Masthybrid: etwa 3 Monate
Die Lebenserwartung ist individuell verschieden
Ausnahmen bestätigen die Regel. Viele Orpington-Hähne sterben beispielsweise schon mit zwei oder drei Jahren. Brahmas neigen dazu, tot umzufallen, wenn sie unter starkem Stress stehen.
Vor allem überzüchtete Tiere und solche, die aus einem stark begrenzten Genpool stammen, sterben oft früher, selbst wenn es sich um eine ursprünglich robuste Rasse handelt. Die seltensten und exklusivsten Hühner sind oft auch die anfälligsten und gehören deshalb in kompetente Züchterhand, um den Fortbestand dauerhaft zu sichern.
Zudem berichten viele Hühnerhalter von verschiedenen Erfahrungen. Bei den einen erreichen Hühner einer bestimmten Rasse ein höheres Lebensalter, bei den anderen ist das leider ganz anders. Darüber hinaus gibt es immer wieder Einzeltiere, die besonders alt werden. Das prägt sich vielen Tierbesitzern ein, sodass sie die Vielzahl der jünger verstorbenen Hühner schlichtweg vergessen.
Die in der obigen Liste genannte Lebenserwartung ist deshalb nur ein ungefährer Wert. Sie kann je nach Kondition des Einzeltiers stark abweichen.
Kein langes Leben: Masthybriden
Am geringsten ist die Lebenserwartung bei den Masthybriden. Sie sind nicht auf ein langes Leben hin selektiert, sondern darauf, möglichst schnell viel Fleisch anzusetzen. Mit 28 Tagen sind Masthühner schlachtreif.
Werden sie nicht jung geschlachtet, dann erreichen sie nur sehr selten die Geschlechtsreife. Häufig versagen die Beine infolge des hohen Körpergewichts. Zudem sind die Tiere stressanfällig sowie allgemein empfindlich gegen Kälte, Nässe, Wind, Viren und Bakterien. Viele von ihnen sterben an Herzversagen.
Trotz der schlechten Gesundheit sind Masthybriden beim Fleischansatz unschlagbar. Kein anderes Huhn setzt in so schneller Zeit derart viel Fleisch an. Vor allem die Masse an Brustfleisch ist einzigartig.
Lebenserwartung versus Leistungsfähigkeit
Über die Lebenserwartung von Hühnern findet man allgemein wenige Informationen, und wenn solche, die oft weit auseinanderklaffen. Das liegt daran, dass in der Landwirtschaft die Leistung im Vordergrund steht und Hühner schon allein deshalb selten das Alter erreichen, dass sie erreichen könnten.
An und für sich macht es auch wenig Sinn, Hennen, die keine Eier mehr legen, noch länger durchzufüttern. Das kostet letztendlich Ressourcen, die man für die Aufzucht jüngerer Vögel besser nutzen könnte. Ausschlaggebend ist das Alter, bis zu dem die Tiere Eier legen.
Legehybriden verlieren bereits nach der ersten Legeperiode an Produktivität und sind dann für den Landwirt uninteressant. Viele Rassehühner legen weniger Eier, halten aber länger ihr Leistungslevel und leben somit allgemein länger.
In der freien Natur ist die Altersgrenze erreicht, wenn die Hühner ihre Fluchtfähigkeit verlieren oder erkranken. Deshalb werden Wildtiere in Gefangenschaft, beispielsweise im Zoo, dank der medizinischen Betreuung und dem Fehlen von Fressfeinden oft sehr viel älter als in der freien Wildbahn.
Kurzum, Wild- und Nutztiere haben eine geringere Lebenserwartung. Liebhabertiere werden älter.
Für den Landwirt ist es lohnender, die älteren Tiere in die Schlachtung zu geben und frische Junghühner nachzusetzen. Häufig nutzen Privatleute die Chance, einjährige Hühner für wenige Euro zu erwerben. Die Tiere leben dann zumeist noch einige Jahre und legen vor allem in der Anfangszeit nicht selten mehr Eier als viele Rassehühner.
Es gibt Menschen, die das Verhalten der Landwirte kritisieren, doch im Vergleich zu wilden Hühnervögeln leben die Legehybriden dennoch länger. Ein langes Hühnerleben ist in der Natur nicht vorgesehen. Es herrscht eine harte Auslese.
Tot oder doch nicht tot? Skurille Fakten über Zombiehühner
In ländlichen Gegenden gab es früher Bauern und Metzger, die verschiedene Tricks beherrschten. So ließen sie die Hühner nach dem Schlachten noch einmal krähen oder laufen.
Tatsächlich bleiben die Nerven nach dem Tod des Huhns noch eine Zeitlang aktiv und verursachen so manche Regung. Man geht davon aus, dass der abrupt abgeschlagene Kopf eines Huhns noch etwa 30 Sekunden „lebt“.
Deshalb ist es in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben, die Tiere vor dem finalen Kehlschnitt oder Abtrennen des Kopfes zu betäuben. Hühner bilden da keine Ausnahme. Fast ein jeder kennt die Legende vom Seeräuber Klaus Störtebeker, der nach seiner Enthauptung im Jahr 1401 noch einige Meter weiterlief.
Der kopflose Hahn
In den USA brachte es ein kopfloser Hahn zu weltweiter Berühmtheit. 1945 griff ein Farmer zum Beil, um den fünfjährigen Gockel „Mike“ zu schlachten. Er hieb den Kopf ab, doch zur Verwunderung des Landwirts lebte das Tier weiter.
Mike flatterte länger als normal üblich. Er verhielt sich wie ein lebendes Huhn, versuchte, vom Boden zu picken, atmete ruhig und tief. Auch die nächsten Tage und Monate sollte sich daran nichts ändern. Tatsache war, dass Mike ohne Kopf noch 18 Monate weiterlebte und somit starkes Aufsehen erregte.
Mediziner untersuchten den kopflosen Hahn und bemerkten, dass ein Teil des Großhirns sowie ein Ohr zwischen Speise- und Luftröhre heruntergesackt waren. Der Landwirt setzte beim Schlachten sehr weit oben an und verursachte so dieses seltene Phänomen.
Stress verkürzt das Leben
Auch die Lebensumstände spielen eine Rolle beim Hühneralter. Hennen mit hoher Legeleistung sterben oft früher, weil sie das viele Eierlegen auszehrt. Zudem raubt Stress die Lebensenergie.
Rangniedrige Hühner, die häufigen Attacken ausgesetzt sind, leiden infolge der psychischen Belastung nicht nur an einem schwächeren Immunsystem, sondern sie sterben oft auch früher. Allgemein fördert ein ruhiger Alltag ohne viel kämpferische Herausforderungen ein langes Leben.
Die optimale Haltung für ein langes Leben
Auch die Haltungsbedingungen beeinflussen das Alter.
Schlechtes Futter gefährdet die Gesundheit und führt zu einem vorzeitigen Tod. Verschimmeltes und Verdorbenes gehört ebenso wenig in den Futtertrog wie für Hühner ungeeignete Nahrungsmittel. Dazu gehören zum Beispiel stark salzige und gewürzte Speisereste, rohe Nachtschattengewächse (Tomaten, Paprikas, Kartoffeln, Auberginen), Avocados, rohe Bohnen, zu viele Zwiebeln und Schokolade.
Zudem verkürzt eine chronische Über- oder Unterversorgung mit Nährstoffen die Lebenszeit. Beobachtungen zeigen, dass artgerecht gehaltene Hühner mit viel Auslauf und einem natürlichen Nahrungsangebot mit Würmern, Insekten und frischen Kräutern tendenziell länger leben. Das liegt natürlich auch an der vielen Bewegung und der frischen Luft.
Der perfekte Stall zum Altwerden
Hühner lieben viel frische und sauerstoffreiche Luft, mögen aber keinen Wind. Deshalb ist der Stall am besten zugluftfrei und zugleich trocken, denn Nässe und Schimmel belasten die Gesundheit. Außerdem brauchen die Tiere ausreichend Platz. Enges Gedränge führt zu Stress und macht krankheitsanfällig.
Infektionskrankheiten sind ein weiteres Problem. Viele Hühner sterben bereits in jungen Jahren daran. Der Hühnerhalter sollte deshalb darauf achten, keine Krankheitserreger einzuschleppen. Neuzugänge kommen am besten für einige Wochen in Quarantäne.
Darüber hinaus schwächen Milben die Hühner. Vor allem die Rote Vogelmilbe saugt die Tiere regelrecht aus und sorgt immer wieder für hohe Verluste. Deshalb desinfiziert der Hühnerhalter den Stall regelmäßig und wirft ein achtsames Auge auf unerwünschte Parasiten.
Und zu guter Letzt dezimieren Beutegreifer in vielen Geflügelhaltungen die Tiere. Deshalb sind die Hühner im Idealfall gut vor Angriffen aus der Luft und vom Boden geschützt. Stall und Auslauf weisen eine ein- und ausbruchssichere Bauart auf, sodass Fuchs, Marder und Habicht keine Chance haben.
Anzeichen, dass das Ende naht
Es gibt nicht wenige Hühner, die fallen von einem Moment auf den anderen tot um. Viele Hühnerhalter stellt das vor ein Rätsel. Manchmal ist ein plötzlicher Herztod die Ursache. In anderen Fällen haben sich die Hühner ihr Leiden nicht anmerken lassen.
Merkmale für kranke, alte und schwache Hühner:
- blasse oder bläulich verfärbte Kämme und Kehllappen
- verminderter Bewegungsdrang bis hin zur Apathie
- schwere Atmung
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- zerzaustes und glanzloses Federkleid
- reduzierte oder aussetzende Legetätigkeit
- aufgeplustertes Gefieder
- zusammengekauerte Körperhaltung mit eingezogenem Nacken
- verzögerte Reaktion auf Umgebungsreize