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Können Hühner fliegen?

Beim Huhn handelt es sich zwar um einen Bodenvogel, dennoch sind Hühner dazu in der Lage, zu fliegen oder zumindest zu flattern.

Können Hühner fliegen

Wie gut die Flugfähigkeit ausgeprägt ist, hängt von der Rasse ab. Wer sich Hühner anschafft, muss wissen, wie gut diese fliegen, um den passenden Zaun zu errichten.


Das Urhuhn kann fliegen!

Das Bankivahuhn, der Urahn unseres Haushuhns, ist zwar kein passionierter Langstreckenflieger, aber dennoch flugfähig.

 

Die Tiere baumen am Abend auf und suchen sich in den Ästen der Bäume einen Schlafplatz. Außerdem fliegen sie den am Boden lauernden Beutegreifern davon.

In der Luft zeigen sie sich schnell und wendig. Sie beschleunigen mit rasanten Flügelschlägen und gleiten kurze Strecken mit ausgebreiteten Flügeln dahin.

Mit einem Gewicht von maximal 1,5 Kilogramm ist das Bankiva auch nicht zu schwer zum Fliegen. Im Vergleich dazu bringen viele Haushühner bis zu fünf Kilogramm auf die Waage. Trotzdem ist das Bankivahuhn eher bodenorientiert und standorttreu.

Die Flug- und Fluchtfähigkeit sichert ihm in erster Linie das Überleben im Falle eines Angriffs.


Warum können nicht alle Hühnerrassen fliegen?

Alle Hühnerrassen stammen vom flugfähigen Bankivahuhn ab. Dass viele davon nicht mehr gut fliegen können, hat zwei Gründe:

  1. Zum einen spielte bei der Auslese durch den Menschen der Fleischansatz eine große Rolle. Zahlreiche Rassehühner sind deshalb schlichtweg zu plump und schwer, um sich mit Leichtigkeit in die Lüfte zu erheben.
  2. Zum anderen bevorzugte der Mensch Hühner, die nicht fluchtfähig waren und sich selbst in niedrig umzäunten Gehegen halten ließen. Flugunfähige Vögel sind leichter zu handhaben und zu kontrollieren. Somit fand schon sehr früh eine Selektion statt, die flugunfähige Tiere bevorzugte.
Flugunfähige Hühnerrassen
Schon gewusst? Dass schwere Vögel nicht immer flugfaul sind, zeigen uns die Puten. Mit Ausnahme der Masthybriden fliegen die meisten dieser Truthühner ausgezeichnet, auch wenn man es den schweren Tieren auf den ersten Blick gar nicht zutraut. Viele Puten überwinden sogar mit gestutztem Flügel zwei Meter hohe Zäune.

Diese Hühnerrassen sind gute Flieger

Die Haltung flugfähiger Hühner bringt nicht nur Nachteile. Wer über ein großes Grundstück verfügt, das sich noch dazu in Waldnähe außerhalb der dichten Bebauung und fernab einer viel befahrenen Straße befindet, profitiert von flugfreudigen Rassen.

Flugfreudige Hühnerrassen

Hühner sind generell standorttreu, sodass selbst die agilen Vögel am Abend zuverlässig in den heimatlichen Stall zurückkehren.

In dicht besiedelten Gebieten, beispielsweise mitten im Dorf oder bei geringem Platzangebot, sind flugfaule Hühner oft die bessere Wahl. Möchte man dennoch flugfähige Tiere halten, dann muss die Umzäunung hoch genug sein.

Im besten Fall ist das Gehege überdacht oder oben mit einem Volierengitter geschlossen. Bei vielen flugfreudigen Zwerghühnern gehört die Volierenhaltung ohnehin zum Standard.

Flugfreudige Hühnerrassen:

Die Flugfähigkeit bringt diesen Hühnerrassen die gleichen Vorteile wie dem wilden Bankivahuhn, denn die Tiere sind dazu in der Lage, bei Gefahr in die Luft zu flüchten. Das bietet einen gewissen Schutz vor am Boden jagenden Beutegreifern wie dem Fuchs.

Hühner fliegen bei Gefahr davon
Schon gewusst? Darüber hinaus sind viele flugfähige Hühnerrassen von Natur aus wacher und aufmerksamer. Sie erkennen herannahende Feinde oft schneller als ihre trägeren und ruhigeren Artgenossen. Außerdem kommen die Hühner am Abend leichter auf die Stange. Sie übernachten somit in einem hygienischerem Umfeld.

Hühner, die nicht oder kaum fliegen

Wenn Hühner nicht gut fliegen, liegt das entweder an zu kurzen Flügeln, am hohen Körpergewicht oder an der Beschaffenheit der Federn.

Auch der Charakter spielt eine große Rolle, denn einige Tiere sind zum Fliegen viel zu faul und bleiben schon allein aus Bequemlichkeit lieber auf dem Boden. Wenn sie doch einmal fliegen, dann ist das eher ein kurzes Flattern.

Flugfaule Hühnerrassen:


Zu schwer zum Fliegen

Der Körperbau zeigt es schon: Orpingtons, Brahmas, Sundheimer, Jersey Giants, Dorkings und Cochins sind allein aufgrund ihres Gewichts keine talentierten Flieger. Ihre große Körpermasse hält sie am Boden.

Cochin Huhn - Verwandt mit den großen Brahma Hühnern
Schon gewusst? Junge Hühner sind leichter und deshalb oft flugfreudiger als ihre ausgewachsenen Artgenossen. Das sollte man beachten, wenn man Jungtiere einer flugfaulen Rasse erwirbt.

Kein geeignetes Gefieder

Beim Seidenhuhn ist es das fellartige Gefieder, das es daran hindert, sich in die Luft zu schwingen.

Kleine Hühnerrassen - Die Zwergseidenhühner

Eingeschränkt ist das Flugvermögen außerdem bei vielen struppfiedrigen Tieren. Das betrifft nicht nur das Strupphuhn an sich, sondern auch die gestruppten Varianten anderer Hühnerrassen. Bei ihnen sind die Federn mehr oder weniger stark gebogen oder lockenartig eingedreht.

Strupphuhn und dessen Haltung

Je stärker das Huhn gestruppt ist, desto schwerer fällt ihm das Fliegen. Dennoch bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel, denn einige gestruppte Exemplare flugfreudiger Rassen sind dennoch dazu in der Lage, relativ hohe Zäune zu überwinden.


Flugfähig, aber nicht flugfreudig

Sulmtaler sind als Abkömmlinge des Altsteirers mit guten Flugeigenschaften ausgestattet. Aufgrund ihres etwas höheren Körpergewichts und ihres ruhigeren Temperaments fliegen sie von sich aus allerdings nur selten.

Sulmtaler Hühner

Das trifft auch auf weitere Rassen zu, beispielsweise auf das Bielefelder Kennhuhn und das Vorwerkhuhn. Hühner wie die Minorkas könnten zwar gut fliegen, es entspricht aber nicht ihrem Charakter.

Der Nachteil dieser Hühner ist, dass man sich in Extremsituationen nicht darauf verlassen kann, dass sie nicht doch abheben. Viele dieser Vögel bleiben liebend gerne auf dem Boden und gefallen mit ihrem ruhigen Temperament. Sie besitzen keine Ambitionen, den Zaun zu überfliegen oder abzuhauen. Geraten sie jedoch in Panik, dann fliegen sie vor Schreck davon. Sehr viele Hühnerrassen fallen in diese Kategorie.

Ähnlich ist es bei vielen Kämpfern. Bei den Kampfhühnern klaffen die Meinungen auseinander. Die meisten Kampfhuhnrassen können fantastisch fliegen und machen von dieser Fähigkeit regen Gebrauch. Viele Hühnerhalter berichten jedoch, dass ihre Kämpfer eher zur Flugfaulheit neigen.

Fazit: Wer seine Hühner in einem niedrig eingezäunten Gehege halten möchte, sollte deshalb lieber auf solche Tiere zurückgreifen, die von vornherein anatomisch gar nicht dazu in der Lage sind, weit davonzufliegen.

Diese Zwerge bilden eine Ausnahme

Generell fliegen leichte und kleine Hühner besser als schwere und große Exemplare. Zu den guten Fliegern gehören deshalb viele Zwerge. Eine Ausnahme bilden Zwerg-Cochins, Zwerg-Orpingtons, Zwerg-Wyandotten und Zwerg-Brahmas, also jene Rassen die von flugfaulen Großhühnern abstammen.

Auch die winzigen Chabos fliegen oft nicht so gerne. Sie besitzen einfach nicht den Drang dazu.

Chabo Hühner sind leise
Schon gewusst? Das Flugverhalten ist individuell. Es kann durchaus vorkommen, dass einzelne Hühner der gleichen Rasse lieber fliegen als andere.

Die Vorteile flugfauler Rassen

  • bessere Hütesicherheit
  • keine hohen Zäune erforderlich
  • leichter zu handhaben
Unser Tipp: Auch flugfaule Hühner wollen abends auf die Stange. Deshalb ist es wichtig, diese in einer Höhe anzubringen, die die Tiere leicht erreichen. Bei Orpingtons genügen zum Beispiel 30 Zentimeter. Seidenhühner nutzen lieber eine zehn Zentimeter hohe Stange oder ein am Boden angebrachtes Sitzbrett. Auch das Legenest sollte nicht zu hoch angebracht sein.

Der Stall ist immer so einzurichten, dass er den Bedürfnissen der jeweiligen Rasse entspricht.


So funktioniert das Flügelstutzen

Um Hühner am Fliegen zu hindern, stutzen viele Tierhalter ihren Vögeln die Flügel. Das tut den Hühnern nicht weh. Man beschneidet immer nur einen Flügel, um das Gleichgewicht zu stören. Es fällt den Hühnern dann schwerer, zum Flug anzusetzen. Auf beiden Seiten beschnittene Flügel stellen das Gleichgewicht wieder her.

Hinweis: Das heutige Flügelstutzen hat mit dem Vorgehen früher nichts mehr zu tun. Heute kürzt man nur die langen Flugfedern der Hühner.

Zum Flügelstutzen benötigt der Hühnerhalter lediglich eine scharfe Schere. Er hält das Huhn fest an sich gedrückt und bearbeitet den gestreckten Flügel. Am besten hilft dabei eine weitere Person. Der Hühnerhalter stutzt nur die langen Flugfedern, die sich beim Ausstrecken des Flügels fächerartig öffnen. Von den zehn längsten Schwungfedern schneidet er ungefähr die Hälfte ab. Und schon ist er mit dem Stutzen fertig.

Da die Federn nachwachsen, wiederholt er die Prozedur etwa alle sechs Monate. Allerdings hilft das Flügelstutzen bei manchen Hühnern nur bedingt. Einige wenige Exemplare schaffen es trotzdem, den Zaun zu überwinden.


Die Flügelklammer als Alternative

Als Alternative zum Flügelstutzen verwenden einige Hühnerhalter eine spezielle Flügelklammer. Diese legt der Hühnerhalter um die vorderen Schwungfedern eines Flügels. Er schiebt die Klammer bis zum Federschaft und fixiert sie anschließend. Nimmt er die Flügelklammer wieder ab, kann das Huhn sofort wieder fliegen.

Gerade für Rassehühner ist die Klammer besser als das Stutzen, denn die Bewertung bei Ausstellungen ist nur mit intaktem Gefieder möglich. Die Klammern gibt es im gut sortierten Fachhandel.

Unser Tipp: Gerade flugfreudige Hühner lassen sich nur schwer einfangen. Deshalb macht es Sinn, sie am Abend oder frühmorgens von der Stange zu holen. Auf jeden Fall sollte die Aktion stattfinden, wenn die Tiere noch oder wieder im Stall sind.

Wozu brauchen Hühner ihre Flügel?

Auch wenn viele Hühner nicht mehr fliegen, so nutzen sie dennoch ihre Flügel zur Kommunikation. Hähne schlagen vor dem Krähen ihre Flügel klatschend auf dem Rücken zusammen, um zu imponieren.

Schwenken Hühner die Flügel, dann zeugt das oft von Furcht. Liegen die Flügel eng am Körper an und schlägt das Huhn ein paar Mal mit den Flügeln, handelt es sich womöglich um eine Demutsgeste.

Das Heben der Flügel mit gesenktem Kopf dient der Beschwichtigung. In kalten Nächten legen Hühner ihren Kopf beim Schlafen unter einen Flügel und bewahren so ihre empfindlichen Kämme vor dem Frost.

Der Flügel bildet zudem bei aggressiven Auseinandersetzungen eine Art Schutzschild.

Bei starker Hitze spreizen die Vögel ihre Flügel vom Körper ab, um sich Kühlung zu verschaffen.

Und zu guter Letzt bietet die Glucke ihren Küken unter ihren ausgebreiteten Flügeln mütterlichen Schutz.

Glucke mit Küken im Freilauf