Kann man Hühner als Haustier halten? (im Haus)
Das Huhn ist domestiziert und somit ein Haustier. Das sollte man aber nicht wörtlich nehmen, denn auch Schweine, Rinder und Pferde fallen in diese Kategorie. Dennoch gibt es immer mehr Menschen, die Kuschelhühner zur reinen Gesellschaft auch im Haus halten. Diese hüpfen munter in der Küche und im Wohnzimmer umher.
Das sieht lustig aus, hat aber auch seine Tücken – weniger für das Tier, sondern vielmehr für den Menschen.
Ist die Wohnungshaltung artgerecht?
Ein Huhn im Haus? Bei dem Gedanken schlagen selbst die meisten Hühnerexperten die Hände über dem Kopf zusammen. Schließlich gehört ein Huhn raus an die frische Luft, um dort in der Wiese nach Kräutern und Insekten zu scharren – oder, wie früher auf dem Land üblich, zu den Regenwürmern auf den Misthaufen.
Das entspricht dem Ideal eines glücklichen, artgerecht gehaltenen Huhns. Hühner in der Wohnung sind somit fehl am Platz. Nun gibt es aber auch die andere Seite. Da leben Hühner dicht gedrängt in riesigen Mast- und Legebetrieben ohne natürliches Sonnenlicht und mit nur wenig Auslauf.
An und für sich ist so ein Stallgebäude ja auch nichts anderes als ein Haus. Ist die Wohnungshaltung letztendlich nicht doch die bessere Alternative, zum Beispiel für Menschen in der Stadt, die über keinen Garten verfügen?
Die Wohnungshaltung aus Sicht des Huhns
Hätte das Huhn die Wahl zwischen einem Dasein in der industriellen Eierproduktion oder in einer gemütlich eingerichteten Wohnung, würde es vermutlich Letzteres wählen. Freilich können sich Hühner auch in der Wohnung ihrer Art entsprechend vergnügen.
Sie scharren auf dem Teppich, flattern auf die Schränke und durchstöbern die Küche nach Fressbarem. Und am Abend lassen sie sich auf dem Bettgestell oder auf der Sofalehne nieder. Einem Huhn könnte so ein Leben durchaus gefallen.
Was es zum Leben braucht ist Futter, Wasser, Auslauf, eine Möglichkeit zum Scharren, ein Nest für seine Eier und natürlich Artgenossen, denn das Huhn ist ein Herdentier. Das alles ließe sich in der Wohnung gut einrichten.
Die Wohnungshaltung aus Sicht des Menschen
Für den Menschen sind Hühner im Haus weniger angenehm. In erster Linie sprechen hygienische Gründe gegen die Wohnungshaltung, denn Hühner produzieren nun einmal übel stinkenden Mist. Vor allem während der Mauser verlieren sie erhebliche Mengen Federn.
Das macht ordentlich Dreck und birgt auch ein medizinisches Risiko, von den anfallenden Reinigungsarbeiten und den zerkratzten Möbeln einmal ganz abgesehen.
Diese 4 Risiken lauern auf den Hühnerhalter
- Campylobacter
- Salmonellen
- Exogene allergische Alveolitis (Geflügelhalterlunge)
- Milben
Campylobacter
Geschätzt die Hälfte aller Hühner tragen das Bakterium in sich. Gefährdet sind auch Nichthühnerhalter, denn die Übertragung erfolgt unter anderem über rohes Geflügelfleisch. Campylobacter verursacht akute Darmentzündungen mit heftigem Durchfall und manchmal auch Fieber und starke Bauchschmerzen.
Salmonellen
Sehr viel bekannter, aber weitaus seltener ist eine Salmonellen-Infektion. Auch diese Bakterien verursachen starke Durchfälle mit Fieber.
Exogene allergische Alveolitis
Bei Menschen mit exogener allergischer Alveolitis entzünden sich die Lungenbläschen. Ursache ist das Einatmen von Feinstaub aus Kot und Federn. Im Lauf der Zeit entsteht nicht selten eine Lungenfibrose. Das Lungengewebe ist infolgedessen nachhaltig verändert. Das führt zu chronischem Husten und auch zu Atemnot und Herzbeschwerden.
Vogelhalter-Dermatitis
Milben sind für den Ausbruch der Geflügelhalter-Dermatitis verantwortlich. Die Rote Vogelmilbe schwächt manche Hühner so sehr, dass sie verenden.
Saugt sie sich am Menschen fest, dann entsteht eine Vogelhalter-Dermatitis. Die Einstichstelle schwillt an und rötet sich. Außerdem verspürt der Hühnerhalter einen starken Juckreiz. Besonders häufig sind die Kniekehlen, Ellenbogen und der Bauch betroffen.
Natürlich befallen noch andere Parasiten das liebe Federvieh, zum Beispiel Hühnerflöhe, Federlinge, Läuse und weitere Milben. Diese haben es zwar nicht auf Menschenblut abgesehen, sie kitzeln aber trotzdem.
Hühner in der Mietwohnung?
Rechtlich ist das ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sind Hühner Kleintiere. Die Haltung von Kleintieren ist ohne Genehmigung erlaubt, wenn die Tiere an der Wohnung nichts kaputt machen und keine Nachbarn belästigen.
Andererseits sind Hühner aber auch Nutztiere. Und diese fallen unter die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Eine artgerechte Haltung ist hier zwingend vorgeschrieben. Vor allem in kleinen Wohnungen lässt sich das nur schwer realisieren.
Andere Länder, andere Sitten
Es gibt Regionen auf der Erde, zum Beispiel in Asien, in denen die Menschen sehr eng mit den Hühnern zusammenleben – und zwar im selben Haus.
Die meisten dieser Menschen sind arm und leben in kleinen, bescheiden eingerichteten Hütten, oft ohne fließend Wasser und Strom, häufig in Slums. Da kann nicht viel kaputtgehen und die Raumverhältnisse sind so beengt, dass für die Tiere ansonsten kein Platz wäre. Man könnte auch sagen, die Menschen leben in einer Art Wohnstall.
Zumindest gelegentlich waren Hühner im Haus auch bei unseren Vorfahren in Europa nicht ungewöhnlich. Man lebte früher enger mit dem Vieh zusammen, quasi Tür an Tür, und genoss natürlich auch weniger Luxus als wir heutzutage.
Hühner in der Wohnung – ein neuer Trend?
Auch in wohlhabenden Industriestaaten entdecken immer mehr Menschen das Huhn für sich. In den USA gibt es einen regelrechten Trend, Hühner in den eigenen vier Wänden zu halten. In speziellen Kursen und Hühnerseminaren lernen die angehenden Geflügelbesitzer, wie sie die Tiere am besten pflegen.
Allerdings ist die Hühnerhaltung in der Wohnung auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten oft illegal. In Städten wie Miami, New York City und Los Angeles verbieten strenge Gesetze ein solches Treiben – mit dem Resultat, dass die Einwohner dieses häufig ignorieren. Wie lange dieser Boom noch andauert, wird sich zeigen.