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Neue Hühner eingewöhnen – Anleitung mit Praxistipps

Bei der Hühnerschar handelt es sich um eine eingeschworene Gemeinschaft. Jedes Tier besitzt seinen festen Platz in der Hackordnung. Möchte man neue Hühner eingewöhnen, dann sorgt das oft für Unruhe. Die sozialen Strukturen geraten durcheinander und es bedarf einer grundlegenden Neuordnung.

Neue Hühner eingewöhnen
Unser Tipp: Der Hühnerhalter jedoch kann viel dazu beitragen, dass die Eingliederung gelingt.

Das Problem mit der Hackordnung

In der Hühnerschar herrscht eine strenge Rangordnung. Ist die Hierarchie klar, dann ermöglicht das ein stressfreies und ruhiges Zusammenleben.

Gut zu wissen: Die Bezeichnung „Hackordnung“ entstand in Anlehnung an das typische Verhalten dominanter Hühner gegenüber rangniedrigeren Tieren. Diese hacken und picken die Schwächeren, beispielsweise bei einer Rangelei ums Futter.

Kennt das Huhn seinen Platz in der Hierarchie, dann weicht es von selbst dem ranghöheren Tier aus.

Eingewöhnung von zwei neuen Hühnern

Bei der Eingliederung neuer Hühner besteht das Problem, dass diese noch nicht in die sozialen Strukturen integriert sind. Deshalb kommt es hier vermehrt zu teilweise brutalen Attacken, insofern der Hühnerhalter die Neulinge unvorbereitet zur Schar lässt. Je nach Situation sind verschiedene Vorgehensweisen sinnvoll.

Diese Situationen sind möglich:

  • Ein Huhn kommt neu in die Schar
  • Mehrere Hühner kommen neu dazu
  • Eine Schar wird komplett neu zusammengestellt
  • Eingliederung von erwachsenen Hühnern
  • Eingliederung von Junghühnern

Die Eingliederung verläuft nicht immer gleich, denn es ist ein erheblicher Unterschied, ob ein einzelnes Huhn oder mehrere Hühner neu dazukommen.

Die Integration eines einzelnen Neuankömmlings ist leichter für die Gruppe, aber schwerer für das einzelne Huhn.

Kommen mehrere Hühner gemeinsam im neuen Stall an, dann stärken sie sich gegenseitig den Rücken und sie gewöhnen sich leichter ein. Oft bilden sich anfangs zwei Gruppen. Die Neulinge nehmen eine Außenseiterposition ein, ehe sie sich allmählich in die große Schar integrieren. Relativ wenige Probleme gibt es bei der Zusammenstellung einer komplett neuen Herde. Hier finden sich alle vorerst in einer fremden Umgebung wieder, die Gruppe wächst zusammen und im Lauf der Zeit entsteht eine gefestigte Hierarchie.


Junghühner integrieren

Die Eingliederung von Junghühnern erfordert einiges an Geschick, denn diese sind kleiner und schwächer als der Rest der Hühnerschar. Es ist deshalb darauf zu achten, dass sie sich bei Gefahr zurückziehen und selbst schützen können.

Junghühner in Herde integrieren

Am besten trennt man die Kleinen durch ein Gitter von den Großen. So können sie sich gefahrlos gegenseitig kennenlernen und aneinander gewöhnen. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein geräumiger Kaninchenstall. In manchen Fällen ist es auch möglich, einen Stallbereich abzutrennen.

Nach etwa einer Woche lässt man die Junghühner zu den Großen. Im Idealfall finden die Kleinen auch jetzt noch einen sicheren Unterschlupf. Manche Hühnerhalter heben das Trenngitter so an, dass nur die Jungvögel hindurchpassen. Auch bei den Junghühnern ist es immer besser, mehrere Tiere gleichzeitig in die Gruppe zu integrieren.

Wann dürfen Küken zu den großen Hühnern? Allgemein sollten Küken mindestens acht Wochen alt sein, wenn man sie zu den anderen Hühnern dazugesellt.

Infektionsgefahr durch neue Bakterien

Die Eingliederung von Junghühnern ist auch aufgrund der Infektionsgefahr problematisch. Küken aus der Naturbrut nehmen beim Picken automatisch etwas Kot und somit die kokzidienbelasteten Ausscheidungen der Althühner auf. Sie erhalten so eine Art natürliche Impfung.

Küken, die im Brutautomat schlüpfen und anschließend quasi „steril“ aufwachsen, bauen keinen körpereigenen Schutz auf. Wechseln sie zu den erwachsenen Hühnern, dann kann es sein, dass sie schwer an Kokzidiose erkranken.

Unser Tipp: Deshalb ist es sinnvoll, Kunstbrutküken gegen Kokzidiose zu impfen oder mit einem speziellen Kükenfutter mit Kokzidiostatikum zu füttern.

Die Rolle des Hahns als Streitschlichter

Der Hahn ist als Chef der Hühnerschar wichtig für das soziale Gefüge. Er kümmert sich zumeist rührend um seine neuen Damen und schützt sie auch vor den Attacken der alteingesessenen Hennen.

Ein erfahrener Hahn sorgt für Ruhe in der Gruppe

Es ist fast immer von Vorteil, wenn ein Hahn mitläuft, insofern es sich bei den Neulingen um weibliche Tiere handelt. Die Eingliederung verläuft mit männlicher Hilfe oft schneller und harmonischer.

Einen oder mehrere weitere Hähne wird der alte Gockel nicht dulden.


Die Zusammenführung aus gesundheitlicher Sicht

Möchte man neue Hühner eingewöhnen spielen nicht nur soziale Aspekte eine Rolle, sondern auch medizinische. In jedem Stall befinden sich spezielle Keime. Gegen diese sind die Bewohner in der Regel resistent. Kommen nun neue Hühner hinzu, dann besitzen diese oft noch keine dementsprechenden Abwehrkräfte. Deshalb kann es durchaus passieren, dass die Neulinge in den ersten Wochen unter Schnupfen und anderen Symptomen leiden.

Der Stress durch die Umstellung begünstigt den Ausbruch von Infektionen. In der Regel sind die Krankheitszeichen nicht sehr ausgeprägt und es handelt sich nur um ein kurzfristiges Problem. Bei Erregern wie Marek kann eine Ansteckung tödlich enden.


Im Zweifelsfall Quarantäne

Die Neulinge sind eine potenzielle Gefahr für den Altbestand. Sie können Krankheiten oder Parasiten einschleppen, die den alteingesessenen Hühnern sehr schaden. Vor allem Tiere vom Privathalter sollten deshalb die ersten ein oder zwei Wochen zur Beobachtung in Quarantäne.

Karantäne vor der Eingewöhnung

Bei Hühnern aus dem gewerblichen Geflügelhandel ist davon auszugehen, dass diese frei von ansteckenden Krankheiten sind. Hier ist im Bedarfsfall eine Behandlung mit Antibiotika und anderen Medikamenten obligatorisch und die Tiere stehen unter professioneller Beobachtung.


Auf diese Dinge muss der Hühnerhalter achten

Die Quarantäne ist zugleich eine Beobachtungszeit. Der Hühnerhalter untersucht die Neuankömmlinge auf sichtbare Parasiten wie Milben und Federlinge.

Auch die Kloake gibt Aufschluss über den Gesundheitszustand. Ist sie verklebt, dann deutet das auf Durchfall oder Wurmbefall hin. Manchmal ist der Kot mit Würmern durchsetzt.

Struppiges Gefieder und kahle Stellen weisen außerhalb der Mauser ebenfalls auf einen schlechten Gesundheitszustand hin. Das Gleiche gilt für blasse Kämme und Kehllappen.

Beim Hochheben des Huhns sollte dessen Gewicht deutlich spürbar sein. Aufgrund des dichten Gefieders erkennt der Hühnerhalter rein optisch kaum, in welchem Ernährungszustand sich die Tiere befinden. Ausgezehrte und kranke Hühner fallen deshalb oft sehr spät auf.

Auch Vögel, die sich wenig bewegen, beim Laufen schwanken oder viel sitzen, verhalten sich auffällig. Im Idealfall erfolgt eine gründliche Begutachtung bereits beim Kauf, ehe die Hühner in ihr neues Zuhause ziehen.


Hühner eingewöhnen – die optimalen Voraussetzungen

Sind die Tiere gesund, dann geht es ans Eingliedern. Wie bereits erwähnt, bietet es Vorteile, wenn sich die Hühner vorerst durch ein Gitter getrennt „beschnuppern“ können.

Beim Hühner eingewöhnen hilft:

  • viel Platz zum Ausweichen
  • mehrere frei zugängliche Futter- und Wasserstellen

In einem geräumigen Stall geht die Eingewöhnung stressfreier vonstatten. Die Neulinge haben genug Platz, um den Attacken ranghoher Hühner auszuweichen. Bei Bedarf gehen sie auf Distanz und entschärfen so die Situation.

Erfolgreiche Eingewöhnung neuer Hühner
Unser Tipp: Damit es kein Gerangel um das Wasser und Futter gibt und auch die neuen Hühner genug abbekommen, befinden sich im Idealfall an mehreren Orten Wasser- und Futterbehälter.

Der richtige Zeitpunkt für die Eingliederung – 2 bewährte Strategien

Eingewöhnungs-Strategie 1

Viele Hühnerhalter lassen die neuen Tiere am Abend in den Stall. Die Hühner sitzen dann auf ihrer Stange und verhalten sich von Natur aus ruhig.

Das hat den Vorteil, dass sich die Neuankömmlinge an ihr Nachtlager gewöhnen und eine Art Heimatgefühl entwickeln. Am Morgen kann es dann zwar zu Rangeleien kommen, aber wenn genügend Platz vorhanden und vor allem der Auslauf offen ist, halten sich die Konflikte zumeist in Grenzen.

Eingewöhnungs-Strategie 2

Andere Tierbesitzer geben die neuen Hühner tagsüber in den Stall, wenn die Alteingesessenen im Freilauf sind.

Eingewöhnung während Hühner im Freilauf

In der Regel kehren immer wieder Hennen in den Stall zurück, beispielsweise zum Fressen oder zur Eiablage. Einzelne Hühner stellen für die Neulinge keine allzu große Gefahr dar. Der Hühnerhalter beobachtet das Verhalten bei Tageslicht und trennt die beiden Lager, falls die Attacken zu heftig ausfallen.

Unser Tipp: Nicht bei jeder Attacke ist sofort ein Einschreiten seitens des Hühnerhalters nötig. Dass Hühner miteinander etwas rabiat umgehen, ist völlig normal.

Das Hacken und Picken dient der Kommunikation. Das ranghohe Huhn stellt damit die Rangordnung klar. Akzeptieren die unterlegenen Hühner die Rangordnung, dann lassen auch die Angriffe mit der Zeit nach und es entsteht eine gefestigte Hierarchie, in der jedes Tier seinen Platz einnimmt.

Ein Eingreifen ist nur dann erforderlich, wenn die neuen Hühner sichtbar leiden, stark unter Stress stehen oder die anderen Hennen sie blutig hacken.


Rassen mixen – geht das?

Ob das Eingewöhnen neuer Hühner reibungslos verläuft oder nicht, hängt auch von den Rassen ab. Es gibt friedliche und ruhige Hühner und solche, die von Natur aus aggressiv reagieren.

Verschiedene Hühnerrassen zusammen halten

Friedlich sind zum Beispiel Rassen wie Sussex, Orpington, Cochin und das Seidenhuhn. Sie lassen sich zumeist problemlos in eine freundliche Herde integrieren.

Problematisch sind Kampfhuhnrassen wie das Shamo oder agile Rassen wie der Bergische Kräher. Treffen friedliche und aggressive Tiere aufeinander, dann haben die ruhigeren oft das Nachsehen und leiden unter massivem Stress.